Renommierte Expert:innen berichteten bei der Online-Veranstaltung TÜV SÜD Impuls „Seilbahnen in die Zukunft“ über die aktuell bewegendsten Themen der Seilbahnbranche und gaben spannende Insights aus der Praxis.

Von neuen Seilbahnenprojekten für die bevorstehende Ski-WM Saalbach 2025 über fortschrittliche Systeme für autonomes Fahren von Seilbahnen bis hin zur Generalrevisions-Verordnung präsentierten Branchexpert:innen beim Online-Gipfeltreffen TÜV SÜD Impuls unter dem Motto “Seilbahnen in die Zukunft” im Juni spannende Themen der Seilbahnbranche. So wird etwa die FIS Alpine Ski Weltmeisterschaft Saalbach 2025 im nächsten Februar ein absolutes Highlight der heimischen Sportszene sein. In 11 Bewerben werden unter internationalen Spitzenreiter:innen des Skisports die Besten der Besten gekürt. Täglich wird mit bis zu 15.000 begeisterten Skifans im Zielstadion gerechnet. Um Zuschauer:innen, Athlet:innen, Material, Bewirtung und TV-Equipment schnell und sicher zu transportieren und gleichzeitig auch über die WM hinaus eine nachhaltige Infrastruktur für den Skicircus Saalbach Hinterglemm Leogang Fieberbrunn zu schaffen, werden zwei Seilbahnprojekte des Herstellers Doppelmayr/Garaventa realisiert: 12er-Kogel-Nord und 10EUB-Streuböden-Lärchfilzkogel. Die Expert:innen von TÜV SÜD sind als Partner für Sicherheit und Zuverlässigkeit der Bergbahnen im Einsatz, prüften bei beiden Seilbahnprojekten die Bauentwurfsunterlagen und sind für die Erstellung des Sicherheitsberichts sowie der Gutachten für Seilbahntechnik, Elektrotechnik, Hochbau, Lärmschutz und Arbeitnehmer:innenschutz verantwortlich.

„Mit den neuen Seilbahnen 12er-Kogel-Nord und 10-EUB-Streuböden-Lärchfilzkogel schaffen die Bergbahnen der Region ein zusätzliches Angebot, um das gemeinsame Ziel einer leicht zugänglichen Anreise mit den Skiern zur WM zu erreichen. Der Skicircus Saalbach Hinterglemm Leogang Fieberbrunn wird sich auch während der WM ohne Einschränkungen weiterdrehen. Darüber hinaus schaffen die Bergbahnen eine langfristige Verbesserung der Infrastruktur im gesamten Skigebiet, die auch über das sportliche, touristische, gesellschaftliche und mediale Großereignis hinaus positive Auswirkungen auf die Region haben wird“, berichtet Florian Phleps, Projektleiter Austria Ski WM und Großveranstaltungsges.m.b.H.

Autonom fahrende Seilbahnen als neuer Maßstab

Innovative Systeme der Seilbahnhersteller Doppelmayr/Garaventa und Leitner ermöglichen bereits heute den vollautomatisierten Betrieb von Seilbahnstationen ganz ohne Stationspersonal. Zum Einsatz kommen bei modernen Systemen beispielsweise KI-gestützte Bildinterpretation, Sensorentechnik, Lichtschranken und Druckmatten. Damit ersetzen technische Sicherheitseinrichtungen zuverlässig Aufgaben, die bisher menschliches Zutun erforderten, und gewährleisten einen sicheren und wirtschaftlichen täglichen Seilbahnbetrieb. So sind im Skigebiet Silvretta Montafon bereits jetzt zwei der insgesamt 36 Seilbahnanlagen innovative AURO-Seilbahnen für autonome Mobilität des Herstellers Doppelmayr: die Kabinenbahn 10MGD AURO Valisera I & II sowie die Sesselbahn 8CLD/B AURO Silvretta. Nachdem die Praxistauglichkeit der AURO-Systeme am Beispiel dieser beiden Seilbahnen bewiesen werden konnte, sind bereits weitere Projekte vor Ort in Planung.

„Technische Sicherheitsmaßnahmen der 10MGD AURO Valisera I & II umfassen unter anderem eine Kabinenstabilisierung, Bahnsteigsbegrenzungen, Lichtschranken und Videoüberwachung. Vom ROC – dem Remote Operation Center – aus wird die Anlage überwacht und Springer:innen von benachbarten Bergstationen sind in Notfallsituationen in unmittelbarer Nähe. Seit Inbetriebnahme der Anlage 2021 war die Anlage größtenteils im AURO-Betrieb und nur in Ausnahmesituationen, wie zum Beispiel Wind und Großveranstaltungen am Berg, von Personal besetzt. Auch bei der 8CLD/B AURO Silvretta arbeiten wir mit einem KI-gestützen Kamerasystem. Vor der Inbetriebnahme hat das AUROSystem einen Pilotbetrieb mit ca. 3 Millionen Fahrgästen durchlaufen. In der Wintersaison 2023 war unser AURO-System bei der 8 CLD/B AURO Silvretta das erste Mal im Einsatz“, so Dipl.-Ing. Martin Oberhammer, Geschäftsführer Silvretta Montafon Holding GmbH.

TÜV SÜD war bei der Erstellung des Sicherheitsgutachtens involviert und prüfte dabei, inwieweit das AURO-System den hohen Sicherheitsstandards im Bereich Seilbahnen gerecht wird. „Das Ergebnis der Untersuchung zeigte, dass das System eine mindestens ebenso hohe Sicherheit bietet wie der manuell gesteuerte Betrieb“, berichtete Dipl.-Ing. Peter Hofer, Leiter der Seilbahnprüfstelle des TÜV SÜD in Österreich. Durch sein weltweites Kompetenznetzwerk und unabhängige Prüfungen konnte TÜV SÜD darüber hinaus bei vielen Landesbehörden bereits eine hohe Akzeptanz für autonome Mobilität bei Seilbahnen schaffen. So sind die Expert:innen von TÜV SÜD etwa bei Abnahmen vor Ort für Umrüstungen und Neubauten innovativer Systeme im Einsatz. Das gewährleistet hohe Qualität und mehr Effizienz bei erforderlichen Behördenverfahren.

Generalrevisions-Verordnung voraussichtlich ab Herbst 2024

Neuerungen gibt es auch auf regulatorischer Ebene. Mit der neuen GeneralrevisionsVerordnung stehen der Branche in naher Zukunft wesentliche Änderungen bevor. Die Generalrevision ist demnach künftig laut gesetzlicher Bestimmungen erstmals 40 Jahre nach der Errichtung durchzuführen, weitere Revisionen sind dann alle 30 Jahre fällig. Für Seilbahnen, die bereits 40 Jahre alt sind, gilt eine Einschleifregelung. Die Verordnung soll in Kürze fertiggestellt und dann dem zuständigen Ministerium vorgelegt werden. Mit dem Inkrafttreten ist nach heutigem Status voraussichtlich im Herbst 2024 zu rechnen.

Dipl.-Ing. Peter Hofer sagt dazu: „In Österreich sprechen wir von insgesamt knapp mehr als 100 Seilbahnanlagen, die bis zum Jahr 2031 40 Jahre alt und damit von der Generalrevision betroffen sind. Frühestens drei Jahre vor dem Ablauf der Generalrevision kann der erforderliche Antrag gestellt werden. Für die Umbauten, die meist nur in der Nebensaison stattfinden können, sollten Betreiber:innen ein bis zwei Jahre einplanen. Betreiber von betroffenen Seilbahnanlagen sollten deshalb vorausschauend planen, um rechtzeitig alle regulatorischen Anforderungen zu erfüllen.“