Die hochalpine Architektur ist in der Baugeschichte eine relativ junge Disziplin. Dennoch gelingt es ihr mit bemerkenswerten Projekten höchste Aufmerksamkeit zu bekommen. Die Beispiele Ice Q und Bergstation König Laurin 2 treten den Beweis an.

Das Restaurant Ice Q in Sölden befindet sich neben der Bergstation der Gaislachkoglbahn auf 3.048 m Seehöhe. Seit seiner Eröffnung 2013 hat es sich zu einem Besuchermagnet und Gourmettempel entwickelt, der sich etwa 2 Hauben im Gault Millau Guide 2023 erkocht hat sowie 2 Gabeln und 89 Punkte im Falstaff Restaurantguide 2023. James Bond war 2015 in der Folge „Spectre“ genauso vor Ort wie Heidi Klum mit Germany‘s next Topmodel 2019 oder Dieter Bohlen mit dem DSDS Recall 2020.

Entstanden ist der Baukomplex Ice Q nach Plänen vom Architekturbüro obermoser + partner architekten, das auch schon für die architektonische Gestaltung der Gaislachkoglbahn verantwortlich zeichnete und 2022 eine Auszeichnung des Landes Tirol für neues Bauen erhalten hat, den Industriebaupreis Award 2022 oder den Big See Architecture Award 2021, um nur einige der jüngeren Auszeichnungen zu nennen.

Das Restaurant Ice Q ruht auf drei hydraulisch verstell- und verschiebbaren Einzelfundamenten und besticht durch seine rund 900 m² umfassende Ganzglas-Fassade, die an einen Eiskristall erinnert. Zum Einsatz kommt ein Dreifach-Isolierglas in einer besonders wärmedämmenden Ausführung. Das Standard-Glasformat, das man hier verwendet hat, ist rund 4,7 m hoch, und 1,45 m breit. Das Gewicht beträgt rund 600 kg pro Scheibe.

Erreicht wird das Restaurant mithilfe eines wettergeschützten Tunnels. Ebenerdig befindet sich ein Speiseraum mit südseitiger Terrasse und rund 100 Sitzplätzen, im 1. Stock gibt es eine Lounge mit weiteren 40 Plätzen und einer vorgelagerten Terrasse. Das Dach wurde so konzipiert, dass es als Aussichtsplattform zugänglich ist, eine Hängebrücke verbindet es mit dem Gipfel des Gaislachkogls. Für die Innenräume hat man Materialien der Umgebung verwendet, also etwa Naturstein vom Tiefenbachgletscher, Holz sowie Loden für Sitzpolster oder Schafwollteppiche.

Zauberhafte Welt im Berg

Die 10er-Kabinenbahn König Laurin 1 und 2/Carezza/Italien, führt von der Frommer Alm zur Mittelstation auf rund 2.000 m Seehöhe, dann in der 2. Sektion weiter bis zur Kölner Hütte auf 2.337 m Seehöhe. Die Bergstation dieser Seilbahn, die Doppelmayr 2021 gebaut hat, verfügt über eine außergewöhnliche Architektur, die ihre Wirkung im Zufahrtsbereich auf die Ein- und Ausfahrtshöhlen für die Seilbahn und einen Zutrittstunnel für Wanderer und Skifahrer beschränkt, über die man den unterirdisch angelegten Stationsraum erreicht. Über eine Rolltreppe gelangt man dann ein Stockwerk höher in die sogenannte Laurin Lounge. Vor der Lounge wurde eine großzügige Terrasse angelegt.

Die markante Form und architektonische Ausgestaltung erschließt sich dem Besucher im Stationsinneren, das einem unterirdischen Palast aus Kristallen gleicht und der Sage über König Laurin mit seiner unterirdischen Schatzkammer Rechnung trägt. Geplant und entworfen wurde die Bergstation vom Architekten Werner Tscholl, Italiens Architekt des Jahres 2016. Florian Eisath, CEO Carezza Dolomites, erklärt im Gespräch mit dem MOUNTAIN MANAGER, die Hintergründe für die gewählte Ausführung:

 

Warum hat man sich für eine unterirdische Bergstation entschieden, wie ist die Idee entstanden?

Die Bergstation der Kabinenbahn König Laurin 1+2 liegt an einer landschaftlich sehr exponierten Stelle, direkt am Felsen des Rosengarten Massivs, zusätzlich ist die Fläche, welche zur Verfügung steht, begrenzt. Bis zum Jahr 2020 war ein fixgeklemmter 2er Sessellift der Zubringer u.a. zur historischen Kölner Hütte. Auf einer Art Kanzel war die kleine Umlenkstation positioniert. Nachdem man die Anlage dem Stand der Technik anpassen wollte und wir uns für eine Kabinenbahn entschieden haben, war es klar, dass für die doch wesentlich größere Station eine Innovative Lösung hermusste. Bereits mein Vater Georg Eisath hat ab dem Jahr 2015 in Zusammenarbeit mit öffentlichen und privaten Institutionen an einer Valorisierung der Zone „Kölner Hütte“ gearbeitet. Dabei wurde die Idee einer unterirdischen Station mit direktem Zugang zur im Landesbesitz befindlichen Kölner Hütte geboren. Mit meiner Übernahme des Unternehmens und der anstehenden Konkretisierung der Idee haben wir uns dann an Italiens Architekt des Jahres 2016 Werner Tscholl gewandt, welcher unsere Vorgaben auf Papier brachte und diese mit uns ab 2020 umsetzte.

 

Welche Bedeutung hat die Architektur für die Akzeptanz des Gesamtangebots?

Die Architektur spielt eine wesentliche Rolle im Gesamtangebot. Der Gast bzw. Besucher nimmt die Architektur nicht immer als solche wahr, unterbewusst verleiht hochwertige Architektur allerdings eine Qualitätsanmutung, welche zu einer positiven Wahrnehmung führt. Zusätzlich kann die Architektur hervorragend im Marketing und in der Kommunikation verwendet werden.

 

Wie kommt die Ausgestaltung bei den Gästen an, gibt es Rückmeldungen?

Die Gäste sind begeistert von der Umsetzung. Viele wissen nicht, was sie an der Bergstation erwartet und sind umso überraschter, wenn sie in die „Schatzkammer von König Laurin“ einfahren. Nachdem die Station von außen als solche nicht mehr erkennbar ist, erhalten wir auch sehr viel Lob für die naturnahe Eingliederung der Station in die Natur. Das Ziel der Schaffung einer unsichtbaren Bergstation ist gelungen.